Chatbots im Gesundheitswesen – wo können sie eingesetzt werden?
Von der direkten Interaktion mit Patienten bis hin zur unterstützenden Rolle bei komplexen medizinischen Entscheidungen – Chatbots im Gesundheitswesen bieten ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten. Im Health Care-Bereich werden sie daher auch Virtual Health Assistant genannt.
1. Patienteninteraktion und -unterstützung
Chatbots können im Gesundheitssektor die Kommunikation zwischen Patienten und medizinischem Personal verbessern. Sie werden zur ersten Anlaufstelle für Patienten, indem sie Fragen zu Symptomen, Behandlungen und Terminen beantworten. Basierend auf den individuellen Gesundheitsinformationen des Nutzers geben sie auch personalisierte Ratschläge und Empfehlungen. Außerdem planen und vergeben sie Termine, was sowohl Patienten als auch Ärzte unter die Arme greift. Und da hört die Unterstützung nicht auf: Chatbots können Patienten auch daran erinnern, sich rechtzeitig ein neues Rezept für ein Medikament, das sie regelmäßig einnehmen müssen, zu besorgen.
2. Triage und Diagnoseunterstützung
Ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet von Chatbots im Gesundheitswesen ist die Triage und Diagnoseunterstützung. Hierbei stellen Chatbots Patienten gezielte Fragen zu ihren Symptomen, um eine vorläufige Einschätzung ihres Gesundheitszustands vorzunehmen. Basierend auf diesen Informationen können sie dann Empfehlungen geben, ob ein Arztbesuch erforderlich ist. Durch die Nutzung von Algorithmen und medizinischen Wissensdatenbanken unterstützen Chatbots Ärzte auch bei Differentialdiagnosen, indem sie potenzielle Krankheiten aufgrund der vorliegenden Symptome identifizieren.
3. Medikamentenmanagement
Für viele Patienten kann die Verwaltung von Medikamenten eine Herausforderung sein, gerade wenn sie mehrere Medikamente einnehmen oder komplexe Dosierungen beachten müssen. Chatbots haben hier großes Potenzial: Zum Beispiel senden sie Erinnerungen an die Einnahme von Medikamenten, geben Dosierungsanweisungen und überwachen sogar Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten. Dadurch tragen sie dazu bei, Medikationsfehler zu reduzieren und die Einhaltung der Therapie zu verbessern. Und das führt letztendlich zu besseren Behandlungsergebnissen.
4. Gesundheitsaufklärung
Wissen ist ein wichtiger Baustein der Gesundheitsvorsorge. Chatbots können eine Fülle von Informationen über verschiedene Gesundheitsthemen bereitstellen, von Prävention und Wellness bis hin zu spezifischen Krankheitszuständen und Behandlungsoptionen. Durch interaktive Dialoge erklären sie komplexe medizinische Konzepte verständlich und helfen den Nutzern dabei, fundierte Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen. Darüber hinaus geben Chatbots auch aktuelle Gesundheitswarnungen weiter, um die Nutzer über wichtige Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten – denken wir hier an die Corona-Pandemie.
5. Psychologische Unterstützung
Die psychische Gesundheit ist ein wichtiger Bestandteil des ganzheitlichen Wohlbefindens, der oft vernachlässigt wird. Chatbots sind eine niedrigschwellige Möglichkeit, Unterstützung bei psychischen Problemen zu erhalten. Sie können als vertrauliche Gesprächspartner fungieren, denen sich die Nutzer ohne Angst vor Stigmatisierung oder Verurteilung anvertrauen können. Beispielsweise schlagen sie Entspannungstechniken vor oder liefern Ressourcen für weitere Unterstützung. So tragen sie dazu bei, den Zugang zu psychologischer Hilfe zu verbessern und das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu fördern.
Was sind die Vorteile von Chatbots im Gesundheitswesen?
Wie Sie an den Einsatzgebieten sehen, sind Chatbots eine innovative Lösung im Gesundheitssektor und bringen einige Vorteile mit sich:
- 24/7-Verfügbarkeit: Chatbots stehen rund um die Uhr zur Verfügung, um Patienten bei Fragen und Anliegen zu unterstützen, was die Reaktions- und Wartezeit verkürzt, und die Patientenzufriedenheit erhöht. Die Patientenbetreuung wird so nahtloser und effektiver.
- Entlastung des medizinischen Personals: Indem sie einfache Anfragen bearbeiten und häufig gestellte Fragen beantworten, entlasten Chatbots das medizinische Fachpersonal, sodass diese sich auf komplexere Aufgaben konzentrieren können.
- Kosteneinsparungen: Die Implementierung von Chatbots kann Kosten im Health Care-Bereich einsparen, da sie dazu beitragen, die Arbeitsbelastung des medizinischen Personals zu reduzieren und gleichzeitig die Effizienz in der Patientenversorgung zu steigern.
- Verbesserte Gesundheitsversorgung: Chatbots unterstützen Patienten bei der Einhaltung von Therapien und beantworten ihre medizinischen Fragen. Außerdem können sie Menschen dazu ermutigen, früher Hilfe zu suchen und offen über ihre Gesundheit zu sprechen – das alles trägt zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung bei.
Beispiele und Anbieter von Chatbots im Gesundheitswesen
Immer mehr Unternehmen und Organisationen erkennen das Potenzial von Chatbots im Gesundheitswesen und investieren in ihre Entwicklung und Implementierung. Einige prominente Beispiele und Anbieter sind:
- Ada Health: Der Ada Chatbot hilft Patienten dabei, ihre Symptome zu bewerten. Ada nutzt künstliche Intelligenz, um personalisierte Empfehlungen basierend auf den individuellen Gesundheitsinformationen des Nutzers zu geben. Dafür beantworten die Nutzer zunächst Fragen zu ihrem Gesundheitszustand und zu den aktuellen Symptomen. Diese Antworten analysiert Ada auf der Basis von medizinischen Daten und liefert eine Einschätzung.
- IBM watsonx: IBM Watson ist bekannt für seine kognitive Technologie, die unter anderem in der Medizin eingesetzt wird. Die intelligenten Chatbots von watsonx können eine ganze Reihe von Patientenanfragen bearbeiten und mit Empfehlungen und Beratung in Echtzeit antworten. Ist eine Anfrage komplexer oder sensibler, leitet der Bot automatisch an medizinisches Fachpersonal weiter.
- moinAI: Über 100 Unternehmen aus verschiedensten Branchen setzen den KI-Chatbot moinAI bereits ein um die Kommunikation zu automatisieren. Mit dabei sind auch Unternehmen aus dem Gesundheitswesen / Health Care, so z.B. Unilabs. Unilabs ist eines der größten europäischen Diagnostikunternehmen und bietet Patienten auf der ganzen Welt ein umfassendes Spektrum an Labor-, Pathologie- und Bildgebungsdienstleistungen an. Als führender digitaler Champion, der das gesamte diagnostische Spektrum abdeckt, retten die 12.000 Mitarbeiter von Unilabs jeden Tag Leben. Ein spannender Anwendungsfall und Grund genug ein Webinar darüber zu machen: Im Webinar gibt Charlotte Calemard von Unilabs Einblicke in die Praxis und erklärt, wie sich ständig wiederkehrende Fragen von Patienten automatisieren lassen, sodass das Kundendienstpersonal nachhaltig entlastet wird und sich auf komplexere und relevantere Anliegen konzentrieren kann.
- Florence: Florence ist ein virtueller Assistent, der Patienten unterstützt, ihre Behandlungspläne einzuhalten, indem er Erinnerungen an Medikamenteneinnahmen sendet. Außerdem findet der Chatbot für die Nutzer Apotheken und Ärzte in ihrer Nähe.
- Woebot: Dieser Chatbot konzentriert sich auf die psychische Gesundheit und unterstützt Nutzer bei der Bewältigung von Stress, Angstzuständen und Depressionen. Dazu führt der „digitale Therapeut“ mit den Nutzern einfache Elemente einer kognitiven Verhaltenstherapie durch.
Die Zukunft von Chatbots im Gesundheitswesen: Aktuelle Trends und Entwicklungen
Die Entwicklung von Chatbots im Gesundheitswesen schreitet rasant voran und es gibt eine Reihe spannender Trends, die die Zukunft dieser Technologie prägen werden:
- Personalisierung: Chatbots werden zunehmend personalisiert, um den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben der Nutzer gerecht zu werden. Durch die Integration von maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz können Chatbots besser auf die spezifischen Gesundheitsbedürfnisse und die Krankheitsgeschichte jedes einzelnen Nutzers eingehen und entsprechende Empfehlungen und Unterstützung bieten. Denn dabei greifen die Chatbots nicht nur auf Datenbanken zurück, sondern lernen aus den Interaktionen mit dem jeweiligen Nutzer. Dann weiß der Chatbot bspw. bereits, dass ein Patient ein bestimmtes Medikament nimmt und bei einem neuen Medikament auf Wechselwirkungen achten sollte.
- Integration mit Wearables: Schon jetzt gibt es Apps wie WatchGPT, die ChatGPT mit der Apple Watch kombinieren. Für die Gesundheitsbranche schlummert hier ein großes Potenzial. Indem Chatbots mit Wearables wie Fitness-Trackern und Smart Watches integriert werden, sind sie in der Lage, Gesundheitsdaten nahtlos zu überwachen und in Echtzeit zu analysieren. Sie können diese Daten nutzen, um präventive Maßnahmen vorzuschlagen und den Nutzern dabei zu helfen, ihre Gesundheitsziele zu erreichen.
- Erweiterte Diagnosefähigkeiten: Durch den Einsatz von fortschrittlichen Algorithmen und medizinischem Fachwissen werden Chatbots zunehmend bei komplexen medizinischen Diagnosen helfen. Das kann dazu beitragen, Diagnoseverfahren genauer und effizienter zu machen. Schon jetzt werden Algorithmen zur automatischen Erkennung von Röntgenbildern, computertomographischen oder magnetresonanztomographischen Datensätzen entwickelt. Ärzte können dann zur Diagnose mit einem KI-Chatbot kommunizieren, der sie hierbei unterstützt.
- Verbesserung der Benutzererfahrung: Die User Experience von Chatbots wird kontinuierlich verbessert, um eine nahtlose und intuitive Interaktion zu gewährleisten. Durch die Integration von natürlicher Sprachverarbeitung und emotionaler Intelligenz werden Chatbots empathischer und interaktiver, was zu einer positiven Patientenerfahrung beiträgt. Zum Beispiel arbeitet der Woebot beim schwierigen Thema Depression mit einer gewissen Prise an Humor und versucht so, den Nutzer aufzuheitern, oder reagiert auf schlechte Neuigkeiten emphatisch und wünscht alles Gute.
Fazit
Die zunehmende Verbreitung von Chatbots im Gesundheitswesen ist ein deutliches Zeichen für die fortschreitende Digitalisierung dieses Sektors. Ihre Fähigkeit, die Patienteninteraktion zu verbessern, Diagnosen zu unterstützen und eine kontinuierliche Gesundheitsüberwachung zu ermöglichen, bietet eine vielversprechende Zukunft für die Gesundheitsversorgung – effizient, personalisiert und patientenzentriert.